Ein Bericht aus der Tierwelt!!

Rassehunde

Warum Welpen aus seriöser Zucht so teuer sind

Wer einen Rassehund aus einer anerkannten Zuchtstätte will, zahlt rund 2000 Franken für einen Welpen. Berechnet man, was der Welpe bis dahin gekostet hat, so bleibt dem Züchter meist nicht mehr viel übrig. 

Hundezucht ist ein schönes, aber auch teures Hobby.


Wer Unkundigen erzählt, was er für seinen Welpen aus einer anerkannten Zucht bezahlt hat, erntet meist erstaunte Blicke: Wie kann so ein kleines Tierchen nur so viel kosten? Die Frage scheint auf den ersten Blick berechtigt. Bezahlt man in der Schweiz doch für einen Welpen einer vom «Hunde-Weltdachverband» FCI anerkannten Zuchtstätte schnell einmal 2000 Franken – ein Betrag, den man nicht leichtfertig ausgibt und der vermuten lässt: Diese Züchter machen ganz schön Kohle.

Hält man sich aber vor Augen, was der Züchter zuvor in jeden Welpen investiert hat, wird schnell klar: Je seriöser ein Züchter vorgeht, desto eher entpuppt sich die vermeintliche Goldgrube als teures Hobby. Die Anschaffung und Aufzucht des Mutter- oder Vatertiers, die Zucht bis hin zur Abgabe der Welpen an die neuen Besitzer benötigen nämlich nicht nur viel Zeit, sondern auch Geld.

Hundezucht ist eine teure Angelegenheit
Das weiss auch Yvonne Jaussi, Präsidentin des Arbeitsausschusses für Zuchtfragen der Schweizerischen Kynologischen Gesellschaft (SKG). Züchter von mehr als 250 verschiedenen Hunderassen werden in den über 115 Rassenklubs der SKG betreut und unter strengsten Kontrollen nach FCI-Standards gezüchtet. Damit kennt Jaussi die Kosten, die die FCI/SKG-anerkannten Züchter tragen müssen, ehe sie einen Welpen verkaufen können. Sie ist überzeugt: «Eine goldene Nase verdient sich dabei keiner.» Denn: Wer als FCI-Züchter anerkannt werden will, muss einige Voraussetzungen erfüllen, was die Standards und die Gesundheit der Hunde sowie die Ausbildung angeht. 

Was das finanziell bedeutet, zeigt Jaussi am Beispiel einer Golden-Retriever-Zucht auf.

"Diese Aufstellung können wir für den Schapendoes genau so übernehmen."

Nicht erst mit der Zucht selber, sondern bereits lange vorher summieren sich die Kosten. Dazu gehört der Kaufpreis der Hündin, mit der gezüchtet werden soll, die nötige Infrastruktur, die Hundesteuer sowie zahlreiche medizinische Untersuchungen, die für die Zuchtzulassung nötig sind. So müssen Hüftgelenke und Ellbogen mittels Röntgenbildern auf vererbte Missbildungen untersucht werden, was mindestens 470 Franken kostet. Auch eine Augenuntersuchung ist obligatorisch, Kostenpunkt: 85 Franken jedes Jahr. Hinzu kommen die nötigen Gentests von über 400 Franken. Nicht zu vergessen die administrativen Kosten, die eine Zuchtzulassung mit sich bringt: der obligatorische Mitgliederbeitrag im Rassenklub, der Zwingernamenschutz, die Neuzüchterkurse, die Ankörung sowie die Zuchstättenvorkontrolle schlagen mit knapp 1300 Franken zu Buche. So entstehen dem Züchter Kosten von insgesamt rund 7200 Franken allein für die Zuchttauglichkeit – noch bevor er mit der Hündin überhaupt züchten darf. Hat die Hündin danach drei Würfe, entfallen demnach anteilig auf jeden Wurf 2400 Franken alleine für die Zuchttauglichkeit. 

Hinzu kommen nun noch die Kosten für die eigentliche Zucht. «Auch die zieht einiges an Kosten mit sich», sagt Jaussi. Mit einem Progesterontest wird die Fruchtbarkeit des Hundes erörtert, um den optimalen Zeitpunkt für den Deckakt zu finden. Kostenpunkt: 150 Franken. Ausserdem wird mit Impfungen – beispielsweise gegen Herpes – Unfruchtbarkeit und möglichen Infekten vorgebeugt. Ist die Hündin bereit, schlägt der Deckakt mit einer Taxe für den Rüden von 200 Franzen pro Welpen zu Buche. «Da der passende Deckrüde meist aber nicht gleich um die Ecke wohnt, kommen ausserdem Fahrt- und Übernachtungskosten hinzu, und dies möglicherweise gleich mehrmals, falls der Deckakt nicht erfolgreich war», sagt Jaussi. 

Ist die Hündin schliesslich trächtig, wird sie mittels Ultraschall untersucht und vor der Geburt geröntgt. Kostenpunkt: 350 Franken. Wenn die Welpen dann da sind, fällt eine allgemeine Wurfgebühr für den Klub an, sowie je 40 Franken pro Welpe. Bis zur Abgabe der Hunde vergehen mindestens neun Wochen, in denen die Kleinen immer kräftiger und damit auch immer hungriger werden. Rund 80 Franken berechnet die SKG in dieser Zeit fürs Essen eines Welpen. Ausserdem müssen alle entwurmt, geimpft, gechippt und das alles in einem Heimtierpass aufgeführt werden. Kostenpunkt pro Welpe: ca 220 Franken. 

«Gewinn» mit Vorsicht zu geniessen
Ein Wurf mit sieben Welpen kostet am Beispiel des Golden Retrievers also über 7700 Franken. Werden nun alle Welpen für 2500 Franken verkauft, macht der Züchter auf den ersten Blick zunächst Gewinn; abzüglich der Kosten ganze 10 000 Franken. 

«Das klingt im ersten Moment nach einem schönen Batzen», sagt Jaussi, mit einem grossen Aber: Bei Züchtern, die arbeitstätig sind, sind auch die Lohnausfallkosten miteinzubeziehen, die durch die intensive Betreuung während der neun Wochen vor und nach der Geburt entstehen. Kann der Züchter in dieser Zeit nur 50 Prozent arbeiten, investiert er während der Betreuung der Welpen ausserdem einen ganzen Monatslohn. Sodass am Ende der «Gewinn» aus der Zuchttätigkeit nur noch gering ausfällt. Und selbst wenn eine Hausfrau die Arbeit übernimmt, ergibt der Ertrag aus dem Welpenverkauf bei fünf Stunden täglicher Betreuungszeit über neun Wochen berechnet einen «Stundenlohn» von gerade mal 24 Franken. «Reich werden sieht anders aus», sagt Jaussi. 

«Rasserein mit Stammbaum» genügt nicht
Vielerorts werden Welpen zum Kauf angeboten, die gemäss Angaben der Verkäufer rasserein sind und über einen Stammbaum verfügen. Das alleine jedoch ist wenig aussagekräftig, wie Yvonne Jaussi sagt. «Auch wenn ein Welpe rasserein ist – also von Eltern abstammt, die beide derselben Rasse angehören – so sagt das noch nichts über die Welpen aus.» So sei unklar, ob es bei den Vorfahren zu Gesundheits- oder Verhaltens­problemen gekommen ist. Hier kann ein Stammbaum Auskunft geben. Doch auch da mahnt Jaussi zur Vorsicht: Einen Stammbaum kann jeder Züchter selber anfertigen und die Angaben fälschen. «Wenn man dann nachforscht, stellt man fest, dass der als Grossvater eingetragene Rüde eigentlich eine Hündin war.» Bei Stammbäumen der SKG hingegen wird die Herkunft der Hunde genau überprüft und jedes Zuchttier auf seine Gesundheit und sein Verhalten hin regelmässig kontrolliert.
www.skg.ch

Kommt hinzu, dass dieses Beispiel lediglich den Idealfall einer Zucht abbildet. «Wenn es während der Trächtigkeit der Hündin zu Komplikationen kommt, legen die Züchter schnell mal drauf», hält Jaussi fest. So kostet allein ein Kaiserschnitt beim Tierarzt bis zu 2000 Franken. Gehen aus einem Wurf nur drei Welpen hervor, was gerade bei kleinen Rassen oft vorkommt, hat der Züchter mit dem Verkaufspreis gerade mal die Kosten gedeckt. «So bringen selbst verhältnismässig teure Moderassen wie die Französische Bulldogge, für die man bis zu 4000 Franken pro Welpe zahlt, aufgrund der kleinen Würfe und der möglichen Komplikationen bei der Geburt kaum Gewinn.» Und da die SKG pro Hündin ohnehin maximal zwei Würfe in zwei Jahren zulässt, ist eine Massenproduktion mit höherer Gewinnmarche ausgeschlossen.

Kosten sind gerechtfertigt 
Für Jaussi ist deshalb klar: «Nur wer ohne Papiere und in einer Vermehrungsstätte ununterbrochen Welpen produziert, kann als Züchter reich werden – Umstände, die für FCI-anerkannte Zuchtstätten jedoch nicht infrage kommen.» Die Kosten für einen Welpen aus einer entsprechenden Zucht seien demnach durchaus gerechtfertigt, findet Jaussi. «Zumal die Züchter und auch die Tiere wirklich auf Herz und Nieren geprüft werden und man als Welpenkäufer weiss, was man kriegt.» Ausserdem würden Welpen aus nicht FCI-anerkannten Zuchtstätten teilweise genau so viel kosten, trotz fehlender Gesundheits- und Wesenstests. Doch letztlich entscheidet der Welpenkäufer, was ihm sein neuer Begleiter wert ist.